Syscan TravelScan 460 unter Windows 10 betreiben

Der TravelScan 460 ist ein ca. 400 Gramm schwerer, mobiler Einzugsscanner aus dem Jahre 2003, der auf einem Chip LM9831/2/3 basiert, der etwa 2000 von National Semiconductor entwickelt wurde. Der Chip wurde in zahlreichen zeitgenössischen Scannern verwendet:

  • Canon N650U
  • HP Scanjet 2200c
  • uvm.

Um 2000 war im privaten Umfeld nur bedingt an 64-bit Betriebssysteme zu denken, weshalb es auch keine entsprechenden Treiber der Hersteller und auch keinen entsprechenden Referenztreiber gab.

Möchte man den TravelScan 460 nun also mit Windows 10 betreiben, müsste man

  • den Treiber für 64-bit anpassen und kompilieren (Der Quelltext und Referenztreiber von National Semiconductor ist in Archiven verfügbar)
  • einen 64-bit Treiber finden (war mir mit 2-3 Stunden recherche nicht möglich)
  • VueScan nutzen (starke Lizenzeinschränkungen und nur mit Bezahlung zwischen 25 und 100€ pro eine permanente Lizenz)
  • eine virtuelle Maschine mit altem Windows ODER Linux nutzen

Da der Betrieb unter Linux absolut problemlos war, man könnte sagen „Plug and play“, eröffnete sich mir zusätzlich zu den oben genannten Optionen jedoch noch eine weitere:

WSL, auch bekannt als Windows-Subsystem für Linux, kann in Version 2 auch GUI-Applikationen ausführen. So wäre es zum Beispiel möglich über das WSL und seinen Kernel den Scanner anzusprechen und zum Scanvorgang eine beliebige SANE-Anwendung zu nutzen. In meinem Fall wäre die erste Wahl die simple Scanapplikation „simple-scan“.

  • WSL 2 installieren, die Anleitung von Contabo eignet sich hier gut
  • USBIPD-WIN installieren, die Anleitung von Microsoft eignet sich hier gut
  • USB-Port mit dem Scanner durchreichen gemäß der Microsoft-Anleitung
  • WSL Ubuntu 24.04 starten und simple-scan installieren
sudo apt update
sudo apt install simple-scan
sudo simple-scan

Anschließend müsste sich das simple-scan Fenster öffnen und den Scanner erkennen. Die Speicherung der erzeugten Daten muss im WSL-Dateisystem erfolgen, am besten nach /mnt/<Windows Laufwerksbuchstabe> um direkt vom Windows-System darauf zugreifen zu können.

Quellen zum Thema

Fazit

Erneut möchte ich ein Fazit ziehen. In fast allen Fällen, mit Ausnahmen, ist der Betrieb alter Hardware unter aktuellsten Linux-Distributionen problemlos möglich, wenn Treiber für Windows und macOS schon längst verschollen sind oder gar nicht existieren. In diesem konkreten Fall hat das keinen praktischen Nutzen, da der 21 Jahre alte TravelScan 460 für mich produktiv nicht zu gebrauchen ist. Er erzeugt schlieren und die Lampe ist nicht mehr hell genug um ein akzeptables Bild zu liefern.

Die Wichtigkeit von archive.org und der Wayback Machine ist an dieser Stelle noch hervorzuheben: Ohne diese wäre es unmöglich den Quelltext der Treiber oder gar die Treiber selbst noch zu erhalten, was aus historisch-wissenschaftlicher Sicht durchaus einmal nützlich sein kann.

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